Bei ihrer Vollversammlung am 16.12.2020 haben die Jusos Region Hannover einen Beschluss zum umstrittenen Waldersee-Denkmal in Hannover gefasst. Darin fordert die SPD-Jugendorganisation einen Künstler*innenwettbewerb zur Umgestaltung des Denkmals.

Beschluss: Waldersee umgestalten. Für lebendige Erinnerungspolitik in Hannover.

Antragsteller*innen: Jusos Nordstadt, Unterbezirksvorstand

Weiterleitung: SPD Stadtverbandsparteitag; zur Kenntnis: SPD-Fraktion im Rat der Stadt Hannover, SPD-Fraktion im Stadtbezirksrat Mitte

Die Unterbezirkskonferenz der Jusos Region Hannover möge beschließen:

Wir fordern die Landeshauptstadt Hannover auf, einen Künstler*innenwettbewerb zur Umgestaltung des Waldersee-Denkmals in der Hohenzollernstraße auszuschreiben und einen erfolgreichen Vorschlag umzusetzen. Das Denkmal, das aktuell noch unhinterfragt Generalfeldmarschall Alfred von Waldersee ehrt, soll durch die Umgestaltung zu einem Ort lebendiger Erinnerungspolitik und kritischen Umgangs mit der (deutschen) Kolonialgeschichte werden.

Begründung:

Alfred von Waldersee war als preußischer Offizier für die Niederschlagung des sogenannten „Boxer-Aufstands“ in China verantwortlich. Mit dem „Boxer-Aufstand“ wehrte sich die chinesische Bevölkerung gegen die europäischen, amerikanischen und japanischen Kolonialmächte. Auch Deutschland war mit dem „Pachtgebiet“ Kiautschou als Kolonialmacht in China aktiv. Der chinesische Aufstand gegen die Kolonialmächte führte zur brutalen Niederschlagung durch ein multinationales Truppenkontingent unter Führung Alfred von Waldersees.

Im Zuge der Debatte über Rassismus in unserer Gesellschaft ist auch die europäische Kolonialgeschichte wieder in den Vordergrund gerückt. Dabei sind koloniale Denkmäler zu Symbolen des stillschweigend akzeptierten, historisch verankerten Rassismus geworden. Auch in Hannover haben wir mit dem Waldersee-Denkmal ein solches Objekt. Als Jusos und als SPD kämpfen wir gegen Rassismus und Nationalismus – wie die SPD bereits um 1900, als sie an vorderster Stelle gegen die Kolonialpolitik des deutschen Reichs kämpfte. Wir sehen uns deshalb auch einer antirassistischen Erinnerungspolitik verpflichtet, die Denkmäler für Kolonialoffiziere nicht einfach stehen lässt, sondern zu einem Ort der kritischen Auseinandersetzung macht. Mit dem beantragten Künstler*innenwettbewerb würde Hannover auf eine Beteiligung der Kulturszene setzen und sich gleichzeitig als progressive Großstadt zeigen, die eine weltweit aktuelle Debatte auf ihre Stadt überträgt. Die Umgestaltung des Denkmals würde so auf ein Kapitel unserer Geschichte aufmerksam machen, das vielen Menschen immer noch kaum bewusst ist.